Gemeint sind hier künstliche Lymphgefäße, diese werden aktuell unter dem Namen "BioBridge" vertrieben. Eine Gruppe pupliziert hierzu zwar gute Ergebnisse (zB https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34705812/). Ich wäre hier allerdings noch sehr zurückhaltend. Die Methodik der Studien ist von überschaubarer Qualität, die Anzahl der untersuchten Probanden sehr gering. Fragt man Kolleginnen und Kollegen, die damit bereits gearbeitet haben, sind die Ergebnisse deutlich weniger vielversprechend.
Posts by Prof. Dr. med. Christian Taeger
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Vielen Dank Herr Prof. Taeger für Ihre Stellungnahme. Ich wollte noch eine irrtümlich verstandene Aussage richtig stellen. Durch die LVA´s ist keine Verschlechterung, sondern eine Verbesserung, wenn auch nur in kleinerem Maße erfolgt und die Lymphknotentransplantation ist noch nicht erfolgt, sondern in Erwägung gezogen.
Herr Prof. Taeger, mich würde interessieren ob das Lymph-MRT ( Bonn, Prof.Pieper) präoperativ für eine Liposuktion auch für eine Lympknotentransplantation verwendet werden kann, also ob auf ein und demselben Lymph-MRT Lymphgefäße (oder fehlende) und verfettetes Gewebe dargestellt wird.
Freundliche Grüße
Carla
Hallo Carla,
prinzipiell kann mit jeder konventionellen MRT zwischen Fettgewebe und Wassereinlagerung unterschieden werden, da braucht es keine Lymph-MRT. Für eine geplante LK-Transplantation braucht man in der Regel auch keine Lymph-MRT. Die Frage nach dem Grad der Verfettung lässt sich in erfahrenen Händen auch ohne MRT rein klinisch bestimmen. Ist die betroffene Extremität nicht mehr dellbar, so wird ein hohes Maß an Fetteinlagerung vorhanden sein. In diesen Fällen sind auch meist kaum mehr funktionell relevante Lymphgefäße vorhanden.
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Hallo zusammen.
Ich habe einige Erfahrung mit Liposuktionen beim Lymphödem. Einige Informationen, die ich hier gelesen habe, stimmen schlichtweg nicht.
Oft ist es im Spätstadium eines chronischen Lymphödems so, dass diese mit einer ausgeprägten Fetteinlagerung einhergehen. Leider wird immer wieder der Terminus der Fibrosierung bemüht. Eine Fibrosierung findet zwar auch statt, diese steht aber in keinem Verhältnis zur Fetteinlagerung. Diese können mit konservativen oder rekonstruktiven Verfahren nicht effektiv behandelt werden. Schaut man sich diese Patienten in der Bildgebung an, so sieht man, dass in den allermeisten Fällen auch keine funktionell relevanten Lymphgefäße mehr vorhanden sind. Daher erübrigt sich auch die Frage, ob man in diesen Fällen "lymphbahnschonend" absaugen muss.
Jetzt zur Frage, ob sich Lymphgefäße durch eine Fettabsaugung regenerieren können: Ganz klare Antwort – JA! Das sehe ich nicht nur bei meinen Patienten, die ich absauge und in Bonn ein Lymph-MRT präoperativ und ein Jahr nach Fettabsaugung durchführen lasse. Das ist auch gut publiziert, ich habe die Studie hier im Forum wiederholt zitiert, siehe unten erneut. Dabei ist es extrem wichtig, dass dieser Eingriff von absoluten Profis durchgeführt wird, die klar verstehen, in welchem Stadium welcher Patient auch wirklich abgesaugt werden darf. Dann ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass die gesamte betroffene Extremität komplett gesaugt wird, sonst haben es die Lymphgefäße sehr schwer, über die gesamte Extremität zu regenerieren.
Man muss wissen, dass im Anschluss eine sehr intensive konservative Therapie nötig ist, die im Verlauf im Einzelfall reduziert werden kann. Zudem kann es sehr gut sein, dass dann im Verlauf ein rekonstruktiver Eingriff im Verlauf sinnvoll wird (und auch erst wieder möglich ist). Die Ergebnisse dieser Patienten sind beeindruckend gut, die Lebensqualität steigt bei korrekter Durchführung enorm. Ich hatte dazu auch einmal einen Fall mit dem Titel "Liposuktion beim Lymphödem" gezeigt:
Prof.Taeger ErklärtProf. Taeger aus der Praxis Wiedenmayer16 erklärt alles zum Thema Lipödem, Lymphödem und Lymphgefäße. Tolle kurze Videos die Verständlich erklären was Ihr…www.lymphnetzwerk.deHier nochmal das Abstract zur Studie:
Does Liposuction for Lymphedema Worsen Lymphatic Injury?
W F Chen 1, S K Pandey 1, J N Lensing 2
Affiliations expand
- PMID: 38019875
Abstract
Liposuction for treatment of lymphedema is an effective and time-tested treatment. However, as there is a fear regarding further lymphatic damage caused by liposuction, we objectively compared lymphatic function pre- and post-liposuction. All patients with solid-predominant lymphedema who were treated during the study period of June 2014 and November 2018 were included. Patients were assessed using patient-reported baselines/outcomes, lymphedema- specific quality of life scale (LYMQOL), limb circumference/volume measurements, and indocyanine green lymphography (ICGL) preoperatively and at predefined postoperative time intervals. Fifty-seven limbs from 41 patients were included. Mean lipoaspirate volumes were 2035 mL, 5385 mL, and 3106 mL for the arm, thigh, and leg, respectively with a mean adipose fraction of the lipoaspirate of 71%. All patients underwent redundant skin excision with the "flying squirrel" technique. The mean follow-up was 10.7 months (range 3 - 48 months) with a mean limb volume reduction of 32.2% and all patients reporting satisfactory relief of symptoms. All showed statistically significant improvement in LYMQOL in symptoms, appearance, and function. On ICGL, none showed worsened lymphatic drainage, rather, all showed improved lymph drainage. Furthermore, the improved lymph drainage was found to be progressive during the study period in all patients. Our study results demonstrate that treating extremity lymphedema with liposuction does not worsen lymphatic function and in fact, paradoxically, it induces progressive improvement in lymph drainage.
Übersetzung :
Die Fettabsaugung zur Behandlung von Lymphödemen ist eine wirksame und bewährte Behandlungsmethode. Da jedoch die Befürchtung besteht, dass durch die Fettabsaugung weitere Lymphschäden entstehen, haben wir die Lymphfunktion vor und nach der Fettabsaugung objektiv verglichen. Alle Patienten mit solidem Lymphödem, die im Untersuchungszeitraum von Juni 2014 bis November 2018 behandelt wurden, wurden eingeschlossen. Die Patienten wurden präoperativ und in vordefinierten postoperativen Zeitabständen anhand von patientenberichteten Ausgangswerten/Ergebnissen, einer lymphödemspezifischen Lebensqualitätsskala (LYMQOL), Messungen des Gliedmaßenumfangs/-volumens und einer Indocyaningrün-Lymphographie (ICGL) beurteilt. 57 Gliedmaßen von 41 Patienten wurden eingeschlossen. Die mittleren Lipoaspiratvolumina betrugen 2035 ml, 5385 ml und 3106 ml für Arm, Oberschenkel bzw. Bein mit einem mittleren Fettanteil des Lipoaspirats von 71 %. Bei allen Patienten wurde mit der „Flying Squirrel“-Technik eine redundante Hautentfernung durchgeführt. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 10,7 Monate (Bereich 3 – 48 Monate) mit einer durchschnittlichen Extremitätenvolumenreduktion von 32,2 % und alle Patienten berichteten von einer zufriedenstellenden Linderung der Symptome. Alle zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der LYMQOL in Bezug auf Symptome, Aussehen und Funktion. Bei ICGL zeigte keiner eine Verschlechterung der Lymphdrainage, alle zeigten vielmehr eine Verbesserung der Lymphdrainage. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Verbesserung der Lymphdrainage während des Studienzeitraums bei allen Patienten fortschreitend war. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass die Behandlung von Extremitätenlymphödemen mit Fettabsaugung die Lymphfunktion nicht verschlechtert und tatsächlich, paradoxerweise, eine fortschreitende Verbesserung der Lymphdrainage bewirkt.
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Hallo zusammen,
wie in meinem Video beschrieben ist es so, dass die Erysipelraten nach erfolgreicher Anlage von LVAs in sehr vielen Fällen signifikant zurückgehen. Das ist wissenschaftlich sehr gut untersucht und das sehe ich bei sehr vielen meiner Patienten. Die Therapie sollte nicht herausgezögert werden, da sich die Lymphbahnen leider schrittweise verschließen. Dann kann auch die Lymphchirurgie nur noch eingeschränkt helfen. Jedes Erysipel kostet Lymphbahnen. Hier gehts zum Video:
Prof.Taeger ErklärtProf. Taeger aus der Praxis Wiedenmayer16 erklärt alles zum Thema Lipödem, Lymphödem und Lymphgefäße. Tolle kurze Videos die Verständlich erklären was Ihr…www.lymphnetzwerk.dePrinzipiell ist die Lymphchirurgie in Regelkatalog der Kasse hinterlegt. Wünschen Sie von einem Arzt Ihrer Wahl operiert zu werden, kann es sein, dass auf Sie eine Wahlarztleistung zukommt. Lymphchirurgie ist nicht überall gleich. Es kommt nicht zuletzt auf einen hohen Erfahrungsschatz des Kollegen/der Kollegin an und aber auch auf die Frage, was von Seiten der durchführenden Kollegen an Ausrüstung investiert wurde. Gerade im Bereich der Supermikrochirurgie ist eine (leider sehr teure) Ausrüstung auf dem neuesten Stand entscheidend.
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Vielen Dank, diese Info haben wir auch schon bekommen und Termine sind vereinbart. In münchen haben wir die Information bekommen, das aus dem Bauchraum jedoch nur ein Transplantat entnommen werden kann so das zb. nicht beide unteren o. oberen extremitäten behandelt werden können. Ist das richtig?
Mit freundlichem Gruß.
das omentum kann man teilen, hat also 2 lappen. bei den mesenterialen lymphknoten können auch mehrere getrennt entnommen werden
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Diesen Fall muss man sich erstmal sehr genau ansehen bevor man zum Messer greift. Bei einem offensichtlich sehr ausgeprägten Schaden im Bereich des Lymphsystems müsste man sich im Vorfeld sehr genau überlegen, ob ein Lymphknotentransfer und damit ja eben auch eine Lymphknotenentnahme gerechtfertigt erscheint.
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Fisteln im Genitalbereich sind in vielen Fällen eine Begleiterscheinung eines Beinlymphödems: Der Körper versucht, die Lymphlast durch Umgehungskreisläufe zu bewältigen. Leider nicht selten in Richtung Genitale, bei ausgeprägten Fällen zeigen sich neben einem Genitalödem auch Lymphfisteln. Das kann man auch im Rahmen eine Bildgebung (zB ICG) sehr gut nachvollziehen: Man injiziert den Fluoreszenzfarbstoff in das betroffene Bein, bei der erneuten Betrachtung am Folgetag (der Farbstoff braucht beim geschädigten Lymphabtransport relativ lange bis nach oben) kann man den Weg der Lymphe/des Farbstoffs vom Bein ins Genital sehr gut sehen.
Das Dilemma dabei ist, dass eine intensive MLD oft zwar sehr hilfreich und wichtig für das betroffene Bein ist, das Genital darunter aber umso mehr leidet. Chirurgisch kann man diese Fisteln relativ einfach entfernen, wie oben beschrieben kommen sie aber oft wieder, da man ja das zugrundeliegende Problem nicht beseitigt hat. In einigen Fällen kann man durch Anlage von lymphovenösen Anastomosen am Bein neben der Verbesserung im Bereich des Beines auch eine geringere Sekretion am Genital erreichen. Alternativ kann Prof. Pieper in ausgewählten Fällen Lymphbahnen verschließen, die ins Genital ziehen.
Zum Thema Kompression im Genitalbereich habe ich mit einer Firma eine Kompressionshose entwickelt, die (wenn alles gut geht) dieses Jahr auf den Markt kommt und eine sehr zielgerichtete Kompression für den Genitalbereich und den Unterbauch ermöglichen soll.
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Hallo Forum,
meine Tochter (24) hat offenbar seit März dieses Jahres ein Lymphödem im rechten Fuß/Unterschenkel. Angefangen hat alles vermutlich mit einer Joggingrunde, nach der starke Schmerzen im Fuß auftauchten - sie konnte praktisch nicht mehr auftreten. Diverse Arztbesuche führten zu verschiedenen Diangnosen, u.a. Morton Neurom - und am Ende zum wochenlangen Tragen eines Spezialschuhs mit sehr hoher "Sohle", der die Schmerzen zwar kaum linderte, aber zu einer Schwellung im Fuß führte. Kein Arzt hatte eine wirkliche Idee, was das sein könnte. Dann entzündete sich das Bein, starke Rötung vom Oberschenkel nach unten ziehend, ihr Hausarzt schickte sie nach zwei Tagen mit Notarzt ins Krankenhaus. Hier wurde ein Erysipel festgestellt (als Ursasche wurde ein Fußpilz ausgemacht, der durch das lange Tragen des engen Spezialschuhs entstanden sei), das mit Antibiotika erfolgreich behandelt wurde. Außerdem die Diagnose Lymphödem. Da das Lymphödem nicht ursächlich für die Einlieferung ins Krankenhaus war, wurde sie wieder nach Hause geschickt. Danach ging meine Tochter zu verschiedenen Ärzten, es wurde das Tragen eines Kompressionsstrumpfes (für 6 Monate) verordnet und ihr ein Rezept für Lymphdrainage ausgestellt.
Mittlerweile sind 9 Monate vergangen. Der Kompressionsstrumpf hät die Schwellung in Grenzen, meine Tochter kann normale Schuhe tragen und auch wieder relativ schmerzfrei laufen. Aber die Schwellung wird nicht besser. Ein Arzt sagte ihr, da kann man nichts machen, nur abwarten und hoffen, dass es von allein weggeht. Nun sagte ein anderer Arzt auch, dass man nichts machen kann, aber dass das Problem auch nicht wieder weggehen wird sondern ein Leben lang bleibt.Nun ist meine Tochter völlig fertig, sie ist auch mitten im Studium und Stress, weshalb ich ihr angeboten habe, sie zu unterstützen - indem ich mich auf die Suche nach Möglichkeiten der Weiterbehandlung mache. So bin ich auch dankbar auf dieses Forum gestoßen und habe schon sehr viel gelesen - allerdings erschlägt mich das alles auch ein wenig und ich weiß kaum, wo man am besten anfängt auf der Suche nach dem möglichst besten Weg.
Wir kommen aus Kiel, hier im Norden scheint es praktisch gar keine Strukturen zu geben, die meiner Tochter wirklich helfen können.
Was mir nach all dem lesen sinnvoll als nächste Schritte erscheint, wäre:
1. einen Arzt finden, der sich wirklich auskennt und der eine korrekte Diagnose stellen kann
2. Bei Lymphödem scheint eine KPE ein erster wichtiger Schritt zu sein, am besten in Form einer stationären Reha (dies wünscht sich meiner Tochter auch)
3. Einen Arzt finden, der meiner Tochter genauere therapeutische Wege aufzeichnen kann, wie sie wieder ganz gesund werden kann bzw. wie der Weg mit den besten Erfolgsaussichten sein kann.Ist das so ein empfehlenswerter Weg?
können chirurgische Eingriffe wie liposuktion oder LVA helfen?
Welcher Arzt kann meiner Tochter helfen? Gibt es auch im Norden gute Ärzt*innen? Wir würden dabei lieber weit reisen und wirklich kompetente Ärzt*innen besuchen als kürzere Wege und dann unzufrieden sein...
Kann auch eine Videosprechstunde hilfreich sein oder sollte sie am besten eine echte Sprechstunde wahrnehmen und auch 1000km dafür fahren?
Prof. Dr. med. Christian Taeger
Vielen Dank für eure Hilfe!
Olaf KrebsNur kurz von meiner Seite: Unabhängig von juristischen Bedenken einer initial alleinigen Fernberatung sehe ich alle Patienten zunächst persönlich. Es hängt an einer Vielzahl von Faktoren ab, ob ein Eingriff überhaupt in Frage kommt. Nur dann macht eine weitere Diagnostik auch Sinn.
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Hallo Sophie84,
nachdem sich hier keiner gemeldet hat anbei eine wissenschaftliche Aufarbeitung zu dem Thema (allerdings nur das Abstract, der Download der Studie ist kostenpflichtig, daher darf ich sie hier nicht vollständig posten). In der Studie wurden sowohl primäre als auch sekundäre Lymphödeme behandelt, also abgesaugt. Die Indikation ist entscheidend: Ist ein Lymphödem vollständig verhärtet und haben konservative Maßnahmen keine signifikante Wirkung mehr, ist die Liposuktion das Mittel der Wahl. Die Umfangsvermehrung besteht dann nämlich im Wesentlichen aus Fett. Ganz wichtig zu verstehen ist, dass man danach weiterhin an einem Lymphödem leidet, allerdings wirkt die konservative Therapie sehr viel besser und sollte anschließend sehr intensiv durchgeführt werden. Das Erstaunliche daran: Die Lymphbahnen, die sich ja unter der Lymphbabflussstörung zunehmend verschließen, regenerieren sich durch die Liposuktion. Das zeigt die Studie und entspricht auch dem, was ich bei meinen Patienten sehe. Dann öffnet sich auch die Tür für etwaige rekonstruktive Eingriffe – wie die Anlage LVAs – wieder und man kann versuchen, den Lymphabfluss zu verbessern.
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Hallo Uli29,
ich wurde tatsächlich angefragt, ob ich die neuen Leitlinie mitgestalten möchte und bin unabhängig davon aus beruflichen Gründen immer wieder im Austausch mit einigen Kolleginnen und Kollegen, die an der neuen Leitlinie mitarbeiten. Daher habe ich ein wenig Einblick in das Geschehen. Ich selbst bin beruflich aber so stark eingespannt, dass ich absagen musste. Wann die Leitlinie final herausgegeben wird, kann ich gerade nicht sagen. Da es insgesamt auf diesem Gebiet wenig wirklich belastbare Studien gibt, kann man leider auch nicht erwarten, dass hier das Rad neu erfunden wird und man aus diesen Leitlinien alles ableiten kann. Auch die damalige Leitlinie war lediglich eine S2K Leitlinie, also "Empfehlungen auf der Basis eines strukturierten Konsens", was doch noch deutlich von einer S3 Leitlinie "Empfehlungen auf der Basis von Evidenz und strukturiertem Konsens" entfernt ist.
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Hier nochmal der Abstract im Original. Auch von meiner Seite nochmal der Hinweis, dass es sich um eine einmalige Beobachtung und nicht um eine Langzeitstudie handelt.
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Hallo Danielle,
da bitte ich um Geduld. Wie der Plan für Sie persönlich aussehen wird kann ich erst nach Sichtung aller Befunde und einer körperlichen Untersuchung sagen. Ich wähle meine Patienten so aus, bzw. veranlasse so viel Diagnostik wie nötig, dass eben keine Patienten, die ich zur OP plane, wieder nach Hause geschickt werden müssen. Auf der anderen Seite plane ich sehr viele Patienten erst gar nicht zur OP ein, sofern ich davon überzeugt bin, dass der Eingriff keine Chance auf Erfolg hat.
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Die Lymphe fließt beim "Lymphgesunden" von allein, ist autonom innerviert. Das kann man sich ähnlich unserer Darmperistaltik vorstellen (unwillkürlicher Weitertransport des Speisebreis im Darm). Bei Patienten mit chronischem Lymphödem ist dieser autonome Fluss (die Peristaltik der Lymphgefäße) meist stark eingeschränkt bis nicht mehr vorhanden. Daher ist der Erfolg z.B. einer lymphovenösen Anastomose postoperativ auch so stark von einer guten und konsequenten konservativen Therapie abhängig. Warum sonst sollte die Lymphe bei spontan nicht mehr fließender Lymphe in die verbundene Vene abfließen? Unter anderem sind daher die Ergebnisse lymphchirurgischer Eingriffe meist auch in den Frühstadien besser, da hier der Abfluss auch von allein noch besser funktioniert und permanent vorhanden ist.
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Dass MLD der Beine zu einer Verschlechterung der Fisteln führt ist klar, da hier in den meisten Fällen Lymphbahnen (im Sinne von Kollateralen) von den Beinen ins Genital ziehen. Im Grunde gibt es 3 Optionen: Man kann Fisteln relativ einfach ausschneiden und in der Tiefe veröden. Damit kann man die einzelne Fistel stilllegen, leider kommt es aber in anderen Bereichen teilweise zu erneuten Fisteln. Prof. Pieper kann die (krankhaft) ins Genital ziehenden Lymphbahnen darstellen und oft auch veröden. Risiko ist allerdings, dass darunter dann das entsprechende Bein leidet und sich das Lympödem etwas verschlechtert. Die dritte Option wäre die Anlage von lymphovenösen Anastomosen an den Beinen, um den Lymphabfluss aus den Beinen zu verbessern, damit die Lymphlast nicht mehr über das Genital abfließen muss. Wichtig ist natürlich ein lokaler Gegendruck. Ich habe gemeinsam mit einer Firma hier ein neuartiges Produkt für Genitalödeme (eine spezielle Kompressionsunterwäsche) entwickelt, das (hoffentlich) noch dieses Jahr auf den Markt kommt.
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Danke für die ausführliche Erklärung. Wird der Eingriff denn von der Krankenkasse übernommen? Und wenn die LVA im Anschluss erfolgreich wäre nach der Liposuktion bei der beschriebenen Patientin, wäre es trotzdem notwendig eine Kompression 23 Std/Tag zu tragen?
Ob die Kasse den Eingriff (Liposuktion) übernimmt, muss man mit der jeweiligen Kasse aushandeln. Da kann ich leider nicht weiterhelfen. Unabhängig davon hat man dann aber keine sog. Wahlarztleistung (sofern man nicht privat versichert ist). Das heißt, es kann einem in einer Klinik passieren, dass man bis zum OP-Tag nicht weiß, wer einen operiert.
Ob nach einer LVA eine Kompression nötig ist: In aller Regel schon. Ich rate meinen Patienten dazu, frühestens 6 Monate nach dem letzen Eingriff eine schrittweise Reduktion der Kompression zu versuchen. Das Ergebnis leitet einen dann. Die Möglichkeit, die Maßnahmen reduzieren zu können besteht, eine Garantie gibt es aber nicht.
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Hier mal das Abstract einer belastbaren und sehr aktuellen Studie zu dem Thema aus dem Journal "Lymphology" (s.u.). Ich habe mich früher auch tendentiell gegen eine Absaugung bei allen Lymphödem ausgesprochen.
Bei nicht mehr dellbaren Ödemen sehe ich das mittlerweile ganz anders. Seit dem wir u.a. mit Lymph-MRTs sehen können, was wirklich passiert, kann man das auch gut belegen. Das ist auch das, was mir Kollege Pieper aus Bonn bestätigt und ich an meinen eigenen Patienten vor und nach Liposuktionen bei nicht mehr dellbaren Lymphödemen sehe: Im Lymph-MRT sind mehr Lymphbahnen zu sehen. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass sich der Körper nach so einem Eingriff regenerieren muss, Lymphbahnen sind an sich ja "sprossfreudige" Gefäße im Körper. Es geht sogar soweit, dass ich nun bei einer Patientin wieder LVAs nach einer Liposuktion planen kann, was vorher lt. Bildgebung ausgeschlossen war. Der entscheidende Punkt ist hierbei: Richtige Indikation und ausreichend Erfahrung. Umso wichtiger ist im Anschluss eine leitliniengerechte konservative Therapie. Man kann einen Patienten zum gegenwärtigen Zeitpunkt durch keine Operation "heilen". Mit den richtigen Mitteln in Kombination mit konservativer Therapie allerdings sehr viel erreichen.
Does Liposuction for Lymphedema Worsen Lymphatic Injury?
W F Chen 1, S K Pandey 1, J N Lensing 2
Affiliations expand PMID: 38019875
Abstract
Liposuction for treatment of lymphedema is an effective and time-tested treatment. However, as there is a fear regarding further lymphatic damage caused by liposuction, we objectively compared lymphatic function pre- and post-liposuction. All patients with solid-predominant lymphedema who were treated during the study period of June 2014 and November 2018 were included. Patients were assessed using patient-reported baselines/outcomes, lymphedema- specific quality of life scale (LYMQOL), limb circumference/volume measurements, and indocyanine green lymphography (ICGL) preoperatively and at predefined postoperative time intervals. Fifty-seven limbs from 41 patients were included. Mean lipoaspirate volumes were 2035 mL, 5385 mL, and 3106 mL for the arm, thigh, and leg, respectively with a mean adipose fraction of the lipoaspirate of 71%. All patients underwent redundant skin excision with the "flying squirrel" technique. The mean follow-up was 10.7 months (range 3 - 48 months) with a mean limb volume reduction of 32.2% and all patients reporting satisfactory relief of symptoms. All showed statistically significant improvement in LYMQOL in symptoms, appearance, and function. On ICGL, none showed worsened lymphatic drainage, rather, all showed improved lymph drainage. Furthermore, the improved lymph drainage was found to be progressive during the study period in all patients. Our study results demonstrate that treating extremity lymphedema with liposuction does not worsen lymphatic function and in fact, paradoxically, it induces progressive improvement in lymph drainage.
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Guten Morgen,
bei mir bekommt jeder Patient postoperativ einen adaptiven Strumpf. Auf der einen Seite sollte man keinen geschlossenen Strumpf über die frische OP-Narbe ziehen, zudem sollte sich er Umfang der operierten Extremität postoperativ ja reduzieren. Da kann man nur mit einem adaptiven Strumpf arbeiten. Prinzipiell muss man den Strumpf zur Nacht nicht tragen, da man ja flach liegt. Im Falle von Lymphödemen am Bein möchte ich aber in den ersten 14 Tagen nicht, dass man ohne Strumpf aufsteht. Hier geht es um einen möglichen venösen Rückstrom in die Lymphbahn, der in der Anfangsphase zum Verschluss der Anastomose führen kann. Da die meisten Patienten in der Nacht auf Toilette müssen und es doch aufwändig ist, den Strumpf an- und abzulegen empfehle ich dann doch, den Strumpf auch zur Nacht zu tragen. Im Falle von Lymphödemen der Arme spielt das in der Nacht nicht die große Rolle, da man den Arm einfach kurz erhöht halten kann und somit einem venösen Rückstrom auch ohne Strumpf entgegenwirken kann.
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Das stimmt alles so. Eine Lymphszinti ist sehr viel ungenauer und hat eine gewisse Strahlenbelastung. Im Lymph-MRT (keinerlei Strahlung) kann man die Strukturen sehr viel besser erkennen und entscheiden, ob und wie man operativ eingreifen kann.